In Frankreich ist „das politische System, das 55 Jahre lang funktioniert hat, zusammengebrochen“

Während die Olympischen Spiele in Paris eine wunderbare Sommerpause darstellten, rutschte das Land allmählich in eine schwere politische Krise, berichtete die Neue Zürcher Zeitung im Dezember 2024. Für diese liberale Schweizer Tageszeitung ist zwar Emmanuel Macron der Hauptschuldige, doch die institutionellen Probleme sind nichts Neues.
[Dieser Artikel wurde am 25. Dezember 2024 veröffentlicht und am 9. Juni 2025 anlässlich des ersten Jahrestages der Auflösung der Nationalversammlung erneut veröffentlicht.]
Es ist noch nicht vorbei, und doch kann man mit Sicherheit sagen, dass 2024 in die Geschichte eingehen wird. In diesem Sommer war Frankreich Gastgeber der Olympischen Spiele, und die Feierlichkeiten, die mit einer weltweit beeindruckenden Zeremonie begannen, verliefen ohne Zwischenfälle. Gleichzeitig versank das Land jedoch in einer beispiellosen politischen Krise, die am 4. Dezember ihren Höhepunkt erreichte.
An diesem Tag stimmte eine Mehrheit der Abgeordneten der Nationalversammlung für einen Misstrauensantrag gegen die Regierung von Michel Barnier. Unter der Fünften Republik war dies seit 1962 nicht mehr geschehen. Damals fanden Neuwahlen statt, doch im Dezember 2024 schloss die Verfassung diese Möglichkeit aus. Heute hat Frankreich weder eine Regierung [ der am 13. Dezember 2024 ernannte Premierminister François Bayrou wird voraussichtlich bald die Zusammensetzung seiner Regierung bekannt geben] noch einen Haushalt für das kommende Jahr. Das hoch verschuldete Land hat nicht die Absicht, den Gürtel enger zu schnallen.
Wie es der Zufall wollte, fielen die Olympischen Spiele in Paris und die politische Krise zusammen und schrieben gleichzeitig Geschichte.
Die in der deutschen Finanzmetropole erscheinende Zeitung ist ein traditionsreicher und richtungsweisender Titel mit zentristischen und liberalen Tendenzen. Dank ihrer internationalen Präsenz wird sie von allen Deutschsprachigen gelesen. Eric Gujer, seit 2015 Chefredakteur, hat zwei bemerkenswerte Entwicklungen vorangetrieben. Erstens den von manchen kritisierten Rechtsruck der Zeitung, insbesondere in der Einwanderungsfrage. Zweitens den Wunsch, die Position der Zeitung auf dem deutschen Markt zu festigen, um den sinkenden Verkaufszahlen entgegenzuwirken, mit denen die Tageszeitung wie die übrigen Zeitungen konfrontiert ist.
Bei ihrer Lancierung am 12. Januar 1780 positionierte sich die Zürcher Zeitung als eine Art internationaler Kurier ihrer Zeit. In der ersten Ausgabe schrieb Chefredakteur Salomon Gessner: „Wir haben dafür gesorgt, Nachrichten von den besten französischen, englischen, italienischen, niederländischen und deutschen Zeitungen sowie von privaten Korrespondenten zu erhalten und sie so schnell wie möglich zu drucken.“ Tatsächlich war die Zeitung auf internationale Angelegenheiten spezialisiert, da die damalige Zensur jede seriöse journalistische Arbeit über Zürich und die Schweiz verhinderte.
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